Matcha-Hype vs. Kaffeespezialitäten – passt das zusammen?
In den letzten Jahren hat sich Matcha von einem noch eher exotischen Getränk zu einem globalen Trend entwickelt. Instagram, TikTok und Co. feiern die leuchtend grünen Latte-Kreationen, und viele Cafés springen auf den Zug auf. Doch was bedeutet dieser Trend für die Welt der Kaffeespezialitäten – und was ist an Matcha eigentlich so besonders?
In der japanischen Teezeremonie stehen die Prinzipien Wa (Harmonie), Kei (Respekt), Sei (Reinheit) und Jaku (Stille) im Mittelpunkt. Sie laden dazu ein, jeden Schluck bewusst zu genießen: Harmonie zwischen Gast und Gastgeber, Respekt für Tee und Tradition, Reinheit von Umgebung und Geist sowie innere Ruhe im Moment. Genau diese Werte sollen Matcha zu einem Getränk machen, das Körper und Sinne gleichermaßen anspricht – und erklären vielleicht auch seinen aktuellen Kultstatus weltweit.
Was ist Matcha?
Matcha ist ein fein gemahlenes Grünteepulver, das aus speziell angebauten und beschatteten Teeblättern hergestellt wird. Die Praxis stammt aus Japan, wo Matcha seit Jahrhunderten in Teezeremonien zelebriert wird – ein Ritual, das weit über den reinen Konsum hinausgeht. Die traditionellen Teezeremonien verbinden Achtsamkeit, Ruhe und Respekt: Jeder Schritt – vom Aufgießen des Tees bis zum Servieren – ist bewusst und sorgfältig ausgeführt. Matcha wird hier nicht einfach als Getränk konsumiert, sondern als Moment der Wertschätzung und Konzentration erlebt. Anders als bei vielen Trendgetränken im Massengeschmack geht es im japanischen Zeremoniell nicht um schnellen Genuss oder Ästhetik für Social Media, sondern um Qualität, Ritual und Sinneserfahrung. Die Farbe, Textur und das Aroma werden bewusst wahrgenommen, und jeder Schluck ist Teil eines meditativen Ablaufs.
Wie bei der japanischen Matcha-Zeremonie geht es auch beim Spezialitätenkaffee um bewussten Genuss. Bei der Zubereitung nimmt man sich Zeit für eine bestimmte Rezeptur, der Auswahl der Bohnen, den Mahlgrad und die Wassertemperatur. Besonders beim Pourover zeigt sich diese Haltung: Der gleichmäßige Aufguss kann mit Ruhe, Präzision und Achtsamkeit durchgeführt werden. Jede Bewegung hat Bedeutung, jedes Detail beeinflusst das Ergebnis in der Tasse. So wird das Brühen zu einem Ritual, das nicht nur Kaffee, sondern auch Gelassenheit schenkt.
Warum ist Matcha so beliebt?
- Gesundheitsimage: Hoher Anteil an Antioxidantien, moderater Koffeingehalt, L-Theanin – alles Zutaten, die eine sanfte, langanhaltende Wachheit versprechen.
- Lifestyle-Faktor: Matcha ist Instagram-tauglich, bunt und kreativ. Viele lieben die „ästhetische Experience“ genauso wie den Geschmack.
- Vielfalt der Zubereitung: Matcha findet sich nicht nur in Getränken, sondern auch in Desserts, Snacks oder sogar Kosmetik. Kein Wunder also, dass Cafés und Supermärkte weltweit von Matcha regelrecht überrannt werden.
Die Schattenseite des Massentrends
- Qualitätsprobleme: Mit der wachsenden Nachfrage steigt auch das Risiko, dass minderwertiger Matcha verkauft wird, der dem traditionellen Anspruch nicht gerecht wird.
- Umwelt- und Produktionsdruck: Matcha stammt traditionell aus Japan. Der steigende Konsum führt zu Überproduktion, intensiver Landwirtschaft und hohen Transportaufwänden.
- Preis vs. Erlebnis: Echter, hochwertiger Matcha ist teuer und aufwendig in der Zubereitung. Massentrends führen oft zu standardisiertem Matcha, der weder gesundheitlich noch geschmacklich überzeugt.
Matcha aus Brandenburg
Mit Growing Karma hat Gründerin Antje Kühnle in Brandenburg nahe Berlin die erste deutsche Teeplantage aufgebaut, auf der die Teepflanze Camellia sinensis nachhaltig und in Handarbeit kultiviert wird – die Grundlage für hochwertigen Grünen Tee und Matcha. Inspiriert von japanischer Teekultur und ihrer Leidenschaft für naturverbundenen Anbau, möchte Growing Karma zeigen, dass echter Matcha auch in Deutschland entstehen kann – ökologisch, regional und ohne lange Transportwege. Ihr Ansatz verbindet traditionelle Teeverarbeitung mit moderner Permakultur und macht Growing Karma zu einem spannenden Gegenentwurf zum globalen Matcha-Massenmarkt.
Bei Röststätte sehen wir den Matcha-Hype nicht als Bedrohung, sondern als Anlass, über die Werte und die Authentizität des Kaffeehandwerks zu sprechen. Während Matcha längst seinen Platz in der modernen Getränkekultur gefunden hat, bleibt unsere Leidenschaft fest im Kaffee verwurzelt. Für uns steht die Kaffeerösterei für ein jahrhundertealtes Handwerk, für Begegnung, Austausch und bewussten Genuss.
Statt auf kurzlebige Trends zu setzen, konzentrieren wir uns auf die Qualität regional gerösteter Bohnen, transparente Herkunft und die Vielfalt handwerklicher Zubereitungsarten – vom Espresso bis zum Pourover. So bewahren wir die Kultur des Kaffees als das, was sie für uns ist: ein ehrliches, lebendiges Handwerk, das Menschen verbindet.
Einige Kaffeeröster sehen im Matcha-Hype nicht nur einen Trend, sondern eine Herausforderung für die Authentizität des Kaffeehandwerks. Ein Beispiel ist Dritan Alsela, der in seinen Cafés ein Schild aufstellte mit der Aufschrift: „Matcha drinkers not permitted. This is a coffee establishment. Respect the beans.“ (Instagram) Dritan kritisiert ziemlich offensiv die Kommerzialisierung von Matcha, also billige Produkte, Marketing-Hypes und Massentrends – eine durchaus kontroverse Entwicklung. Für ihn dreht sich ein Kaffeehaus bzw. eine Rösterei um Kaffee – mit seiner jahrhundertealten Geschichte als Treffpunkt zum Reden, Denken und Ideen teilen. Matcha passe nicht in diese Tradition. Deshalb wird er in seiner Rösterei nicht angeboten.
Warum lokale Kaffeespezialitäten eine echte Alternative sind
Warum wir Kaffee lieben – und Matcha trotzdem für euch servieren 😉
Bei Röststätte Berlin sind wir ganz klar Team Kaffee – und das aus guten Gründen. Nichts gegen Matcha (manche von uns mögen ihn auch!), aber Spezialitätenkaffee hat einfach ein paar Vorteile, die man nicht unterschätzen sollte:
☕ Mehr Vielfalt im Geschmack
Kaffee muss nicht immer stark oder super koffeinhaltig sein. Ein leichter Filterkaffee oder ein erfrischender Cold Brew bringen richtig viel Aroma – auch mit wenig Koffein.
🌱 Nachhaltig & fair
Wir rösten in Berlin und achten auf Transparenz, faire Preise und nachhaltigen Anbau. Jede Bohne, die wir verarbeiten, hat ihre eigene Geschichte – weit entfernt von anonymen Massenprodukten.
🔥 Frisch geröstet, mit Liebe verpackt
Unsere Bohnen kommen frisch aus der Röstung und werden in kleinen Mengen verkauft. So landet bei dir nur das, was wirklich Geschmack hat – und das schmeckt man.
🤝 Kaffee verbindet
Ob beim ersten Espresso am Morgen oder beim Flat White im Café – Kaffee schafft Momente, die Menschen zusammenbringen. Ganz wie bei der Matcha-Zeremonie, nur eben mit lokaler Kaffeekultur.
Trends kommen und gehen – doch was bleibt, ist die Leidenschaft für Qualität, Handwerk und Transparenz. Wir möchten weiterhin Räume schaffen, in denen unsere Kaffee- und Teespezialitäten nicht nur konsumiert, sondern erlebt werden – bewusst, nachhaltig und mit Respekt für alle, die an seiner Entstehung beteiligt sind. Denn für uns ist vor allem Spezialitätenkaffee kein Hype, sondern eine Haltung.
written by
Dominic Ottlinger
Im Röststätte-Blog sind wir deine Experten rund um das Thema Spezialitätenkaffee und Kaffeerezepten. Unsere Head Barista und Röster erstellen auch die Tasting Notes und Brührezepte auf der Produktseite unserer Kaffees.
Hast du eine Frage oder eine Anregung? Dann schreib uns doch gern eine Nachricht.